Die Solingen Paladins besiegen die Assindia Cardinals im Derby vor heimischer Kulisse mit 25:13
Als Ingo Hübner um 23:54 Uhr seine Stirnlampe im Walder Stadion nach seiner Abschlussrunde gelöscht hatte, genoss er noch einen erschöpften, aber sehr zufriedenen und stolzen Blick auf die Walder Festung, die die wenige Stunden zuvor noch Schauplatz eines harten Footballspiels gewesen war. Bei bestem Footballwetter empfingen die Solingen Paladins die Assindia Cardinals aus Essen am Samstagabend zum NRW-Derby. Beide Teams hatten bislang vier Saisonspiele absolviert. Essen stand mit einem ausgeglichenen Konto von 2 Siegen und 2 Niederlagen derweil einen Tabellenplatz vor den Solingern. Der Druck auf den Schultern der Paladins lastete deutlich schwerer, da bislang erst ein Sieg gegen die Hamburg Huskies auf der Habenseite stand. Insofern war den 700 Zuschauern im Walder Stadion vor dem Kickoff klar, dass es in diesem Spiel um mehr als nur zwei Punkte gehen würde. Als gut drei Stunden später niemand mehr auf seinem Platz saß, weil Stadionsprecher Hübner jeden Fan persönlich motivierte, die letzten Sekunden stehend zu feiern, konnte man die Freude und Erleichterung förmlich greifen.
- Quarter
Die Geschichte des 1. Quarters ist schnell erzählt: Die Cardinals hatten den Ball und liefen. Sie liefen und liefen. Bis auf drei Spielzüge, bewegten die Essener den Ball mit ihren beiden US-Runninbacks über den Platz. Im ersten Drive konnten die Paladins sie noch 1 Yard vor der Endzone durch ein erobertes Fumble stoppen. Doch auch im Anschluss änderte sich an dem Bild nichts.
- Quarter
Direkt zu Beginn standen die Cardinals wieder nah vor der Goalline und dieses Mal vollendeten sie mit einem kurzen Pass zum 7:0 (PAT good). Die Solinger Offense fand langsam in den Rhythmus und erarbeitete sich 3 Minuten vor der Halbzeit endlich das erste First Down durch einen Pass von QB Jeremy Konzack auf seine Lieblingsanspielstation Noah Gehring. Nur wenige Sekunden später übernahm Moses Harris den Ball von Konzack und zeigte erstmals an diesem Abend seine Qualitäten. Harris durchbrach zwei Tacklings, nutzte die guten Blocks seiner Line und Receiver und stürmte dann über 30 Yards in die Endzone zum 6:7 (PAT fail). Mit diesem Spielstand ging es dann auch in die Halbzeit.
- Quarter
Nach der Pause, in der die beliebten Cheerleaders der „Heavenly Force“ das Publikum wieder mit einem ihrer abwechslungsreichen Showtänze begeisterten, starteten die Paladins mit dem Ballbesitz. Wenige Spielzüge später mussten die Solinger sich allerdings wieder per Punt vom Spielgerät trennen und Essen kam mit der Offense auf den Platz. Die folgenden Minuten glichen der erste Halbzeit – Essen erlief sich konstant Yard um Yard und nahm damit viele Minuten von der Spieluhr. Ergebnis war der zweite Touchdown der Cardinals durch einen Pass über 20 Yards zum 6:13 (PAT fail). Wer nun dachte, Solingen würde Nerven zeigen, lag falsch. Vom Publikum angefeuert erarbeiteten sich die Angreifer um QB Konzack nun mehrere First Downs. Der krönende Abschluss war ein Pass von Konzack auf Gehring, der seinen Gegenspieler aussteigen ließ und in die Endzone lief. Aber Stopp, der Schiedsrichter auf Solinger Seite hatte Gehring im Aus gewähnt und den Spielzug ungerechtfertigter Weise vorzeitig abgepfiffen. Nach langen Diskussionen unter den Schiedsrichtern, zeigte der Chef-Referee dann doch einen Touchdown an. Das Stadion stand Kopf – bis auch diese Entscheidung zurückgenommen und der Ball an der 30 Yard-Line platziert wurde. Für Spieler und Zuschauer schwer nachvollziehbar ging es dann dort mit einem First Down für Solingen weiter. Der Ballbesitz endete schlussendlich mit einem Fieldgoal durch Justus Fürup, der den etatmäßigen Kicker Yannik Schorn hervorragend vertrat. Spielstand zum Ende des 3. Quarters 9:13
- Quarter
Die Paladins schienen nun trotz der hohen Temperaturen noch einen Gang zulegen zu können. Die Defense angeführt von Basiru Jobe spielte fast fehlerfrei und stoppte Essen immer früher. Hinzu kam, dass die Paladins Offense endlich einen abwechslungsreichen Mix aus Lauf- und Passpiel aufziehen konnte. Highlight war ein 25 Yard-Pass von Konzack auf seinen Receiver Cole Williams, den der Amerikaner in der Endzone aus der Luft fischen konnte (15:13, 2-Pointconversion Konzack). Nun lag Essen plötzlich zurück und sah sich in der Not, Punkte auf die Anzeigetafel zu bringen. Ein langer Lauf bis kurz vor die Solinger Endzone sorgte kurzfristig für Stille im Stadion, jedoch wurde dieser Raumgewinn durch eine der unzähligen Strafen am Samstagabend wieder zunichte gemacht, sodass Solingen fünf Minuten vor Ende erneut in Ballbesitz gelangte. Offense-Coordinator Markus Blessmann setzte nun erfolgreich auf Moses Harris und immer wieder kurze Konzack-Pässe. 120 Sekunden vor Schluss schien es so, als ob die Solinger den Ball doch noch einmal an Essen übergeben müssten, allerdings überraschte Jeremy Konzack die Cardinals Defensive mit einem langen Pass auf Gehring, den dieser 25 Yards vor der Endzone sichern konnte. Im Stadion hielt es kaum noch jemanden auf den Sitzen. Der zweite Heimsieg war zum Greifen nah. Moses Harris setzte im nächsten Spielzug seiner starken Leistung dann auch noch die Krone auf und lief im Zick-Zack zum 25:13 (2-Pointconversion Williams). Essen versuchte wenige Sekunden vor dem Ende noch einmal eine Ergebniskosmetik, was allerdings zu einem Quarterbacksack durch den starken Deveraux McCall führte.
Für die Paladins steht nun eine kurze Erholungsphase an, bevor es am 23. Juli zu den Longhorns nach Langenfeld geht.
Kommentare zum Spiel
Michael Tiedge, Headcoach: „Wir haben heute zwei sehr unterschiedliche Halbzeiten gesehen, aber niemand ist nervös geworden, da wir trotz des langen Rückstandes immer an uns geglaubt haben. Ich bin mächtig stolz auf das Team.“
Patrick Schulze, Defensive-Coordinator (in Vertretung für den Urlauber Tim Rüttgers): „Die Cardinals sind sehr unangenehm zu spielen und kleinste Fehler können jederzeit zu Gegenpunkten führen. Gerade in der zweiten Halbzeit haben alle Jungs diszipliniert ihre Aufgaben gespielt. Die harte Arbeit der letzten zwei Wochen hat sich definitiv ausgezahlt.“
Giuliano Schürrer, Rückkehrer in die Coaching-Crew: „Es war ein unglaubliches Gefühl wieder mit dem Team an der Seitenlinie zu stehen. Die Atmosphäre im Walder Stadion ist einfach Gänsehaut pur. Ich bin glücklich, wieder ein Teil dieser Gemeinschaft zu sein. Die Paladins sind einfach Familie.“
Wir bedanken uns bei allen die an diesem wirklich unglaublichen Spieltag mitgewirkt haben. Ein besonderer Dank geht an die Firma Juchheim, welche unermüdlichen Einsatz gezeigt hat und am Abend vor dem Spieltag wichtige Reparaturen mit den Paladins durchgeführt haben. Ohne diese, wäre der Spieltag nicht möglich gewesen. Vielen Dank.
Foto: Frank Reimann – lichtschaffen.de